Krieg in der Ukraine:Putin und die ukrainische Kultur

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Gefährdet: Das Opernhaus von Odessa 1942 und 2022. (Foto: twitter/KyivPost)

Die Zerstörung von Kunst und Architektur durch Putins Angriffskrieg hat gerade erst begonnen. Und Menschen wie Sebastian Majstorovic versuchen zu retten, was zu retten ist - und zwar im Internet.

Von Jörg Häntzschel

Sebastian Majstorovic, 30, schläft nicht mehr viel. Gemeinsam mit 1200 Programmierern, Archivspezialisten und Nerds liefert er sich ein Wettrennen gegen die Zeit, genauer: gegen die Zerstörung ukrainischer Kultur durch die russischen Angriffe. Am liebsten würde er selbst anpacken, physisch, analog. Gemälde von Museumswänden hängen und in sichere Keller bringen, Archivalien und einzigartige Bücher in feuerfeste Depots räumen. Doch da das nicht geht, hat der Kölner, der in Florenz promoviert und in Wien am Austrian Center for Digital Humanities and Cultural Heritage arbeitet, eine andere Methode gefunden, den Ukrainern zu helfen. Er und seine Mitstreiter sitzen in der ganzen Welt an ihren Rechnern und speichern alles, was ukrainische Kulturinstitutionen aus ihren Sammlungen ins Netz gestellt haben. So werden wenigstens digitale Versionen von Kunstwerken, Handschriften oder Fotografien erhalten bleiben. In nur zwei Wochen haben sie bereits die kompletten Daten von 2300 Websites heruntergeladen: 300 Gigabyte einer Sammlung seltener Drucke von der Universität Odessa, seltene Volksmusik-Aufnahmen, 3-D-Scans von Ausgrabungen, Schnittmuster historischer Trachten, die Sammlung der Kiewer Festung, die Schatzkammer des Nationalmuseums und die Bestände mehrerer Holocaust-Museen.

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